Google Pay – ein weiterer Trippelschritt oder der Durchbruch beim Mobile Payment in Deutschland?

Tomasz Plociennik (Business Development Manager, CCV Deutschland GmbH)
Foto: Matthew Kwong (Unsplash)

In vielen Teilen der Welt gehört das Bezahlen mit dem Smartphone zum Alltag:
Ob im Supermarkt an der Kasse, beim Gemüsehändler auf dem Wochenmarkt oder bei der Nutzung diverser Mobilitätsservices; immer öfter wird das Smartphone zum Bezahlen gezückt – doch nicht so in Deutschland!

Insgesamt lässt sich ein noch geringes Interesse der deutschen Verbraucher an der neuen Technologie beobachten. Laut einer Umfrage im Auftrag des Marktwächters Finanzen gaben 97% der Befragten an, dass sie noch nie bargeldlos mit dem Smartphone bezahlt haben. Auch diejenigen, die das Smartphone zum Bezahlen nutzen, sind noch zurückhaltend. Das durchschnittliche Transaktionsvolumen wird in Deutschland 2018 laut einer statista Vorhersage bei rund 80 € pro Nutzer liegen. In den USA liegt das Transaktionsvolumen bereits bei durchschnittlich 1.838 €, in Großbritannien bei durchschnittlich 1.683€ pro Nutzer.

Auf der Anbieterseite ist das Interesse an der Einführung und Verbreitung der kontaktlosen Bezahltechnologie wesentlich größer.  Bis dato sind diese Bestrebungen allerdings selten vom Erfolg gekrönt. So haben einige ambitionierte Mobile Payment Startups die Segel gestrichen, darunter auch die Otto-Group mit Yapital. Auch die großen Mobilfunkanbieter haben sich mit ihren eigenen Mobile-Payment-Lösungen vorerst aus dem deutschen Markt zurückgezogen.
Eine Ausnahme bildet die Lösung Payback Pay, die sich in einer Nische etabliert hat und mit der man in mittlerweile in knapp 10.500 Filialen, u. a. bei REWE, DM und Galeria Kaufhof, bezahlen kann. Über sechs Millionen Kunden haben die App auf ihrem Smartphone installiert. Mehrere hunderttausend nutzen bereits die Bezahlfunktion – die Anzahl der Nutzer hat sich in den letzten Jahren sogar verdoppelt .

Nun startet Google mit Google Pay den Versuch Mobile Payment auf dem schwierigen deutschen Markt zu etablieren. Der Start ist überraschend zurückhaltend verlaufen. Vorerst steht der Dienst auch nur einer kleinen Zahl an Kunden zur Verfügung. Grund dafür ist, dass die folgenden Voraussetzungen zur Nutzung von „Google Pay“ bestehen müssen:

  • ein Android-Smartphone mit der Betriebssystemversion 5.0 (Lollipop) oder aktueller
  • eine Kredit- oder Debitkarte
  • ein Konto bei der Commerzbank, comdirect, N26 oder Wirecard.
    (Die LBBW und Revolut sollen bald folgen.)

Zudem ist zu Beginn auch die Akzeptanz auf Händlerseite noch überschaubar, denn mit Google Pay kann zunächst nur bei Aldi Süd, Lidl, Kaufland, Hornbach, Media Markt, Saturn und McDonald’s bezahlt werden. Hinzukommen u. a. die Apps von Deliveroo und Flixbus sowie einige Online Shops.

Reicht das für den Durchbruch?

Google hat mit seinem Android-Betriebssystem bis zu 80 % Marktanteil auf dem deutschen Smartphone-Markt und damit beste Vorrausetzungen, um das Mobile Payment jenseits der Nische auch bei uns zu etablieren. Zumal Google Pay denkbar einfach in der Handhabung ist und Teil des Google-Kontos wird, wo viele Kunden bereits ihre Kreditkartendaten hinterlegt haben. Auch die technische Infrastruktur in Form von NFC-fähigen Bezahlterminals ist bereit für das Mobile Payment. Einen Durchbruch stellt Googles Markteintritt dennoch vorerst nicht dar. Zum einen aufgrund der geringen Zahl der teilnehmenden Partnerbanken und zum anderen aufgrund der hohen Zufriedenheit der Kunden mit den aktuellen Bezahlmethoden.

Meiner Meinung nach bedeutet der Markteintritt eines der GAFA-Unternehmen einen wichtigen Schritt für den deutschen Mobile Payment Markt, der nun weiter an Dynamik gewinnen sollte, auch wenn der Start verhaltener ausfällt als erwartet. Kundenseitig wird sich mit dem Markteintritt nicht schlagartig das Zahlungsverhalten ändern. Trotzdem ist es denkbar, dass die Convenience von Google Pay im eCommerce auch dazu führen wird, dass sich die Kunden an die Nutzung der Services gewöhnen und die Berührungsängste auch offline ablegen. Hinzu kommen Mehrwertlösungen, wie Payback Pay und Insellösungen, wie bei Starbucks, die zu einer deutlich höheren Akzeptanz bei den Verbrauchern führen, so dass auch in Deutschland häufiger das Smartphone statt der Geldbörse an der Kasse gezückt wird. Ob sich nun Google Pay durchsetzt oder es vielleicht eine Messenger Lösung wird, bleibt abzuwarten.

Quellen und weiterführende Links:

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