
Offene Ökosysteme
Im vergangenen Jahr bezeichneten viele Experten den Multichannel-Ansatz als wichtigste Eigenschaft des Geschäfts – und das ist sehr leicht nachvollziehbar. Der Multichannel-Ansatz ist ein logischer nächster Schritt, da eine solche Herangehensweise an die Vertriebs- und Einzelhandelsstrategie die verschiedenen Bereiche eines Unternehmens vereint, d. h. der stationäre Handel wird mit dem Online-Geschäft verbunden.
Viele Unternehmen haben jedoch Schwierigkeiten, einen echten Multichannel-Ansatz umzusetzen, wenn einzelne Teile des Unternehmens isoliert sind oder sie nicht über die richtigen Daten verfügen, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
Obwohl der Multichannel-Ansatz ein großes Sprungbrett für Händler ist, wird er bald von offenen Ökosystemen verdrängt werden, in denen die ersten Anwender zusammenarbeiten, um ein wirklich fließendes Kundenerlebnis auf Grundlage von Datenpartnerschaften zwischen Schlüsselunternehmen zu schaffen.
Momentan wird das Kundenerlebnis durch mangelnde Integration beschränkt – beispielsweise sind unterschiedliche Kundenkarten für die einzelnen Marken der Händler nötig. Was, wenn Sie all Ihre Kundenkarten an einem Ort vereinen könnten, anstatt eine Karte für die Buchhandlung, zwei unterschiedliche Kaffeekarten und jeweils eine Karte für Ihre Lieblingsmarken bei sich haben zu müssen?
In Zukunft könnte ein zentralisierter „Sharing-Knoten“ zwischen Organisationen entstehen, damit alle Prozesse sowohl für Händler als auch für Kunden möglichst effizient ablaufen:
Verdeutlichen wir dies anhand Ihres örtlichen Einkaufszentrums. Jedes Geschäft hat eine eigene Kundenkarte, die mit der Datenbank und dem Treueprogramm des Geschäfts verknüpft ist. Aber könnten sich die Geschäfte nicht auch zusammenschließen, um Daten so auszutauschen, dass die Kunden vom Einkauf in ihrem Einkaufszentrum profitieren würden – und das alles mit einer Kundenkarte?
Anstatt zehn Karten bei sich zu haben, bräuchte der Kunde nur eine – und die Geschäfte hätten eine Vielzahl an echten Kundendaten. Die Zukunft kann noch einen Schritt weitergehen, wenn Unternehmen APIs nutzen, um verschiedene Geschäfte weltweit zu verbinden.
Bereits jetzt wird die Welt „quelloffener“, und PSD2/Open Banking verändert aktuell schon den Finanzmarkt.
Warum Open Banking wichtig ist
Open Banking gibt den Bankkunden eine neue Flexibilität und auch Unabhängigkeit, die so bisher nicht möglich waren. Verbraucher profitieren dabei vor allem von:
- Flexibleres Managen der eigenen Finanzen über Banken hinweg
- Vereinfachte Onlinekreditvergabe
- Vereinfachtem Zahlungsverkehr
Da immer mehr Händler ihre Daten und APIs zur Verfügung stellen, können Kunden mehrere Produkte und Dienstleistungen über einen zentralen Knotenpunkt – ihr Smartphone – miteinander verbinden.
Mehrere namhafte Unternehmen machen bereits große Fortschritte im Zeitalter der offenen Daten:
- Yolt – Die App Yolt des niederländischen multinationalen ING-Konzerns verwendet die APIs anderer Banken, um alle Kontoinformationen in einer App zusammenzufassen und gewährleistet damit die vollständige Transparenz Ihrer Konten.
- BBVA API Market – Die spanische Bank BBVA arbeitete ein Jahr lang mit über 1.500 Entwicklern und Unternehmen zusammen, um ihren Open API-Service zu optimieren und ihre Kundendaten mit anderen Plattformen wie AliPay und PayStats zu verbinden.
- Nordea – Innovative Banklösungen für den skandinavischen Markt.

Während sich die größten Veränderungen derzeit bei den Privatkundenbanken zeigen, ist davon auszugehen, dass der Einzelhandelsmarkt 2019 im Allgemeinen nachziehen wird.
Viele Großkonzerne rüsten bereits auf. So baut ASICS, der weltweit tätige Hersteller von Sportschuhen und -bekleidung, ein Anwendungsnetzwerk auf, um das Kundenerlebnis über seriöse APIs zu verbessern, indem es auf Daten wie Echtzeit-Bestände, Preise und Auftragsstatus zugreift.
ASICS erreicht damit Kunden weltweit und kann starke Kundenbeziehungen aufbauen, während die Kunden von einem individuelleren, effizienteren System profitieren.
Wenn Händler ihre Daten verbinden und frei zur Verfügung stellen würden (im Rahmen der Datenschutzgesetzgebung), könnten sie Daten aus verschiedenen Quellen überlagern und damit ein völlig neues Bild aufbauen. Damit wird eine „Gesamtlösung“ geschaffen, die die Bedürfnisse der Kunden wirklich in den Mittelpunkt stellt.